Derzeit finden die Olympischen Sommerspiele 2024 vom 26. Juli bis zum 11. August 2024 in der französischen Hauptstadt Paris statt. In unserem Archiv erinnern wir mit einer kleinen Ausstellung an die Olympiade 1936 in Berlin, die trotz Vereinnahmung der Nationalsozialisten für die propagandistische Werbung ihrer Ziele doch viele Besonderheiten hatte.
Anmerkung:
Bei der Darstellung historischer Materialien kann es vorkommen, dass im Einzelfall Hakenkreuze o.ä. zu sehen sind. – Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Abbildung hier im Einklang mit § 86 Abs. 4 StGB (“Sozialadäquanzklausel”) geschieht. Diese besagt, dass die Darstellung verfassungswidriger Symbole im Rahmen “der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte” zulässig ist.
Noch in der Zeit der Weimarer Republik bewirbt sich Berlin um die Austragung der Olympischen Spiele 1936. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) gibt 1931 den Zuschlag und hält auch nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und ihrem Führer Hitler trotz vieler Kritiken daran fest. Vorübergehend lässt die Reichsregierung antisemitische Hetzplakate entfernen. Antisemitische Schilder wurden aus dem Straßenbild entfernt. Olympia 1936 war für die deutschen Juden eine illusorische Schonzeit. Zahlreiche Mitglieder des IOC kooperierten bedenkenlos mit den Machthabern in Berlin. Der NS-Sportführung gelingt es, die Welt für die Dauer der Spiele zu täuschen. Auch die Verabschiedung der „Nürnberger Rassengesetze“ vom 15. September 1935 auf dem Reichsparteitag der NSDAP führte weltweit nicht zum Boykott der Spiele. Auf Drängen amerikanischer Boykottgegner dürfen auch jüdische Sportler in der deutschen Mannschaft trainieren und starten, werden aber aus unterschiedlichen Gründen dann nicht zum Wettkampf zugelassen. Nicht nur hier werden zu diesem Zeitpunkt schon Lebensträume und Lebensentwürfe jüdischer Sportler zerstört.
Großangelegte Werbekampagnen im In- und Ausland sind ein wichtiger Teil der Vorbereitungen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Olympischen Spiele tragen über 3000 Läufer das olympische Feuer von Griechenland zur Wettkampfstätte.
Rundfunk und Fernsehen übertragen erstmalig die Spiele direkt. Die Koordination der Berichterstattung liegt beim Propagandaministerium, welches die Spiele immer wieder für Selbstdarstellungen des Regimes nutzt. Es dürfen hauptsächlich nur Bildreporter mit deutscher Staatsbürgerschaft fotografieren.
Das Olympiastadion im “Reichssportfeld” ist das erste Beispiel für die monumentale Architektur des Nationalsozialismus und demonstriert den Größenwahn Deutschlands zu dieser Zeit deutlich.
So schön alte Fotos, Postkarten, Briefmarken und ähnliches heute sind, sollte man sich stets in Erinnerung rufen, dass viele Olympiateilnehmer von 1936 später Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland und im besetzten Europa werden. Sie werden gefoltert, im KZ ermordet oder im Krieg getötet wie 21 Mitglieder der polnischen Olympiamannschaft. Der deutsche Ringer Werner Seelenbinder wird wegen kommunistischer Widerstandstätigkeit im Oktober 1944 hingerichtet. Viele deutsche Olympioniken finden als Soldaten im 2.Weltkrieg den Tod. Dieser Krieg wirkt sich auch auf die folgenden Olympischen Spiele aus. Die geplanten Wettkämpfe in Helsinki (1940) und London (1944) fallen aus. Eine deutsche Mannschaft nimmt erst wieder 1952 an Olympischen Spielen teil.