Briefe

In unserem Archiv befinden sich ca. 5000 Seiten Briefe der letzten 130 Jahre. Eine große Anzahl sind Feldpostbriefe aus der Zeit des 1. und 2. Weltkriegs. Diese Briefe sind Brücken zwischen den Soldaten und ihren Familien. Sie sind Zeugnisse der Sehnsucht nach Heimat, geliebten Menschen, nach Frieden, nach Normalität, aber auch Zeugnisse der Grausamkeiten von Kriegen jenseits der offiziellen Kriegsberichtserstattung oder Propaganda.

Sie zeigen, wie der Krieg ganz privat, ja sogar als routinierter Alltag erlebt wird und was er für die einzelnen Menschen bedeutet.

Unser Verein hat schon mehrere Lesungen dazu durchgeführt.

Anders erleben wir die Briefe, die aus der Gefangenschaft von Soldaten nach Hause geschickt worden sind. Sie sind oft sehr kreativ, mit hübschen Zeichnungen versehen und erzählen von dem Wunsch nach familiärer Geborgenheit.

Liebesbriefe wurden zu allen Zeiten geschrieben, oft auf wunderschönem Briefpapier oder mit kleinen Beigaben. Sie zeigen wie sich unsere Vorfahren kennen- und lieben gelernt haben. Eine große Anzahl davon kann in unserem Archiv bewundert werden.

Alltagsgeschehen wird in fast jedem Brief mitgeteilt. Das ist eine große Fundgrube und von unschätzbarem Wert. Deshalb ist jeglicher Austausch in Briefform wichtig und wird bewahrt.

Postkarten sind oft wenig informativ, werden aber wegen der Schönheit der Fotomotive zum Sammelobjekt. Wir sind sehr an Berlinmotiven interessiert und verwenden diese für Veranstaltungen, Ausstellungen oder auch für unsere Homepage.

Pfarrer Kurt Rasenberger

Kreative Briefe

Jeder Brief des Pfarrers Kurt Rasenberger, den uns sein Sohn für das Archiv übergeben hat, zeichnet sich durch hohe Kreativität aus. Besonders viel Mühe hat er sich bei den Briefen an seine Frau und seinen Sohn gegeben, die während der Zeit der Bombardierung Berlins in Breesen untergebracht waren.

Kurt Rasenberger blieb in Schöneweide bei seiner Gemeinde. Nicht nur, dass jede Seite des Briefes auf eine besondere Art nummeriert ist, wir finden auch in den Briefen viele Zeichnungen von ihm. Oft hat er auch Fotos oder kleine Basteleien wie aufklappbare Herzen u. ä. in den Brief geklebt und damit große Freude ausgelöst.

Diese beiden Briefe, die wir hier herausgesucht haben, beschreiben 1944 die Situation in Berlin als die Bombardierung täglich die Menschen in Angst versetzte. Der linke Brief zeigt, wie die Meldung des Fliegeralarms im Hause Rasenberger funktioniert hat.

Feldpostbriefe Kurt Westpfahl

Kurt Westpfahl aus Rheinsberg

Im Februar 2024 haben wir in unserem Archiv 75 Feldpostbriefe des 19jährigen Kurt W., die er an seine Familie in Rheinsberg schrieb, über seine Nichte erhalten. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Horst wurde Kurt am 25.12.1925 geboren.

Kurt hatte nach der Schule eine Bäckerlehre in Rheinsberg begonnen und wurde am Ende der Ausbildung 1943 in den Krieg eingezogen. Zum gleichen Zeitpunkt kämpften sein Zwillingsbruder und auch sein Vater, der den 2. Krieg erlebte, an der Ostfront. Man kann sich ungefähr vorstellen, welche Ängste die Mutter und die beiden kleineren Schwestern ausgestanden haben. Ein Hauptteil der Briefinhalte zeigt uns das. Am 17.2.1944 schreibt Kurt seinen letzten Brief in einer Feuerpause an die Heimat, wo er über die Gefechte mit den Russen in Narwa (heute Estland) berichtet. Hocherfreut schreibt er seinen Eltern über eine Kampfzulage, die er nun täglich erhält. Diese besteht aus 50g Schokolade, 1 Päckchen Kekse und einer Rolle Drops. Nur 9 Tage später lässt er sein Leben als Grenadier dafür. Bruder und Vater überleben die Kämpfe.

Nach dem Erhalt der Briefe haben wir diese sofort digitalisiert, damit sie erhalten bleiben und anschließend für die Familie und für uns transkribiert, d.h. in die heutige Schriftsprache übertragen. Diese Digitalisate und die Übertragungen haben wir allen interessierten Familienmitgliedern zur Verfügung gestellt.

In den Briefen grüßte Kurt immer mal seinen Freund Joachim aus Rheinsberg. Mit Hilfe der Familie haben wir diesen Freund ausfindig gemacht und mit ihm telefoniert, um Fragen zu Kurt zu stellen. Joachim ist 97 Jahre alt und lebt noch immer in Rheinsberg, der Geburtsstadt von Kurt. Es war ein sehr emotionales Telefonat. Gleich am Anfang erklärte Joachim, dass er Kurt nie vergessen habe und nie einen besseren Freund gefunden habe.

Bewegend war das Telefonat nachdem Joachim und seine ebenfalls hochbetagte Frau alle Briefe von Kurt gelesen hatten, die wir ihnen zum Lesen geschickt haben. Er betonte immer wieder, wie sehr dieser 2. Weltkrieg sein Leben verändert habe, wie viele Verluste er ertragen musste und dass er noch immer vom Krieg träumt.