Fundstück: Liebe zwischen Not, Angst und Stacheldraht

Die Geschichte von Hans und Irma Grötschel: Sie sind jung, verliebt und gerade erst verheiratet, als Hans in den Krieg ziehen muss. Plötzlich ist alles anders, Angst und Ungewissheit bestimmen nun beider Leben. Träume platzen. Noch jedoch gibt es Hoffnung, dass der Krieg bald zu Ende ist.

Dann aber, 1945, gerät Hans in Gefangenschaft, wird nach Amerika verschifft, um letztlich in endgültige Haft nach England zu kommen.

Irma trifft es ebenso hart. Mit ihrem inzwischen geborenen kleinen Mädchen, ihrer Mutter und einem kleinen Koffer als einzige Habe rettet sie sich mit einem der letzten Züge, die Schlesien verlassen, nach Deutschland. Im Ergebnis des Krieges wurde Schlesien an Polen abgetreten, und Schlesiendeutsche versuchen Polen zu verlassen. Denn nun tritt die polnische Bevölkerung als Besitzer auf und verjagt die Deutschen aus ihren Häusern oder bedient sich ihrer als Angestellte und Personal.

Aber Deutschland ist bombardiert und zerstört. Wohin also? Die Aussiedler werden bei Deutschen untergebracht, die nicht selbstgenutzte Räumlichkeiten per Dekret zur Verfügung stellen müssen. Entsprechend verstimmt und unwirsch gehen die Deutschen mit ihren ehemaligen Landsleuten um. Irma berichtet ausgiebig darüber.

Aus den zirka 650 überlieferten Briefen, die sich Hans und Irma während des Krieges geschrieben haben, erfahren wir sehr viel über die Lage im Nachkriegsdeutschland. Die Briefe geben ihnen Halt.

Insbesondere die Ausgebombten und Aussiedler besitzen buchstäblich nichts – keinen Eimer zum Wasser holen, keine Säge zum Holzmachen im eisigen Winter, keine Bettdecke für alle Familienmitglieder, keinen Schrank, Kleidung nur, was sie am Körper tragen, um nur wenige Beispiele zu nennen.

Endlich ist der Krieg 1945 vorbei, endlich ist Frieden, endlich fallen keine Bomben mehr, dröhnen keine Flieger mehr. Endlich müssen sie sich nicht mehr verstecken – aber die Not, das Hungern und Frieren bleibt noch lange, genauso wie das Warten auf die Kriegszurückkehrer. Hans kehrt erst 1948 aus England zurück.