Wir beschäftigen uns in unserer Arbeit im Tagebuch- und Erinnerungsarchiv intensiv mit Feldpostbriefen aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, die in der Regel in Sütterlin verfasst sind – einer Form der altdeutschen Schrift. Wir transkribieren diese Briefe in eine heute lesbare Schrift. Auszüge davon präsentieren wir Ihnen hier.
Die Geschichte der Schrift
Die Sütterlinschrift ist eine Variante der Kurrentschrift und wurde 1911 im Auftrag des preussischen Kultur-und Schulministeriums vom Berliner Grafiker Ludwig Sütterlin als Ausgangsschrift für das Erlernen von Schreibschrift in der Schule entwickelt. 1935 wurde Sütterlin von den Nationalsozialisten als Deutsche Volksschrift Teil des offiziellen Lehrplans, wenn auch in leicht abgewandelter Form. Sie erhielt eine leichte Schräglage und besass weniger Rundformen. Sütterlin wurde bis in die Kriegsjahre hinein angewandt.
Am 3. Januar 1941 verfügte Adolf Hitler jedoch per Befehl die Abschaffung der „gotischen Frakturschrift“. Im NSDAP-Erlass hiess es: „In Wirklichkeit besteht die sogenannte gotische Schrift aus Schwabacher Judenlettern“ Obwohl die Begründung den historischen Tatsachen widersprach, wurde am 1. September 1941 das Lehren der Kurrentschrift und aller darauf basierenden Schriften an deutschen Schulen verboten. Unterrichtet wurde ab 1941 eine Variante der lateinischen Schrift, die Deutsche Normalschrift, welche auch nach 1945 Standard blieb.